10. Oktober 2022 // Haus der Natur, Potsdam // 10 – 16 Uhr // Eine Veranstaltung im Rahmen von "Entwicklungspolitik to go"
Die Welt ist nicht nur aufgrund des Krieges Russlands gegen die Ukraine weit entfernt von friedlichen Zuständen: Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung zählte 2021 weltweit 355 Konflikte, darunter 204 gewaltsame. Für die Betroffenen und Hinterbliebenen sind die Folgen traumatisch und oft existenziell. Hinzu kommen Schäden für Klima, Infrastruktur und Wirtschaft sowie dramatische soziale Folgen für die Zivilbevölkerung. Der Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO) verweist darauf, dass infolge von Konflikten, der Corona-Pandemie, Naturkatastrophen und steigenden Lebensmittelpreisen inzwischen 303 Millionen Menschen weltweit auf humanitäre Unterstützung angewiesen sind. So viele wie nie zuvor!
In entwicklungspolitischen Diskussionen und auch in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit hat das Thema Frieden hingegen in den vergangenen Jahrzehnten an Bedeutung deutlich verloren. Die thematische und praktische Durchdringung von Frieden in der Entwicklungspolitik der 70er und 80er Jahre in Ost und West ist in den Hintergrund geraten. Zudem gab es nach Ende des Ost-West-Konfliktes auch eine Hoffnung auf die „Friedensdividende“ für „den Süden“. Nun weisen Aktivist*innen und Intellektuelle aus den Ländern des Globalen Südens vor dem Hintergrund der beeindruckenden Ukraine-Solidarität darauf hin, dass es bei Krieg keine asymmetrische Aufmerksamkeit geben darf. Die Solidarität und Empathie mit den Menschen in der Ukraine muss verbunden sein mit der Solidarität und Empathie für Menschen in allen Kriegen und Konfliktregionen weltweit: in Afghanistan, im Jemen, in Syrien, in der Demokratischen Republik Kongo und an vielen weiteren Schauplätzen… Globale Solidarität bedeutet die gleiche politische Aufmerksamkeit, konstruktive Konfliktbearbeitung und Wiederaufbau-Anstrengungen durch die internationale Gemeinschaft für alle von imperialen, geopolitischen und unterschiedlichen Macht- und Ausbeutungsinteressen verursachten Kriege und Konflikte!
Der Krieg Russlands in der Ukraine ist auch ein neuerlicher Stresstest für das ohnehin schmale Zeitfenster im Kampf gegen den Klimawandel. Denn, wir befinden uns, so die Expert*innen, in dem letzten Jahrzehnt, das lebensnotwendige 1,5-Grad-Ziel zu halten. Zudem befeuert der Krieg Russlands in der Ukraine im wahrsten Sinne des Wortes irrsinnige Emissionen und zerstört die Umwelt. Die durch den Krieg losgetretene Energieunsicherheit, der beschleunigte Ausstieg aus fossiler Energie und die Sanktionsdebatte um russische Energieexporte zeigen sich u.a. im Brandenburgischen Schwedt und der dortigen Erdöl-Raffinerie PCK sehr deutlich.
Welche Herausforderungen und Aufgaben ergeben sich aus alle dem für Landesentwicklungspolitik und staatliche bzw. zivilgesellschaftliche Akteure?
Diese Fragen sollen im Rahmen von zwei zentralen Vorträgen und drei parallelen Workshops diskutiert und auf konkrete Handlungsebenen heruntergebrochen werden!
Programm
Moderation: Simone Zeil
10.00 Uhr Begrüßung und Kennenlernen
VENROB e.V. // Stiftung Nord-Süd-Brücken
10.30 Uhr Vor dem Hintergrund der Kriege: Wie sieht eine Entwicklungspolitik aus, die neben Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit auch Frieden systematisch berücksichtigt?
Martina Fischer, Friedensforscherin und Referentin für Frieden, Brot für die Welt e.V. (angefragt)
anschließende Diskussion
11.15 Uhr Wie sieht eine zivilgesellschaftliche Entwicklungspolitik aus, die auf die zentralen Herausforderungen und Aufgaben angemessen antwortet? Versuch einer Sortierung
Jan Wenzel, VENRO - Verband Entwicklungspolitik u. Humanitäre Hilfe deutscher Nichtregierungsorganisationen e.V.
anschließende Diskussion
12.00 Uhr Mittagessen
13.00 Uhr Drei parallele Workshops anhand von Leitfragen
- WS 1: Wie sieht eine globale Nachhaltigkeitspolitik aus, die Frieden und Zivile Konfliktbearbeitung integriert? Was kann sich daraus für brandenburgische Akteure ergeben? Auf welche Erfahrungen können sie zurückgreifen?
Input: Friedenskreis Halle e.V. (angefragt) - WS 2: Hat unser Umgang mit Geflüchteten aus der Ukraine unsere Diskriminierungsmechanismen sichtbarer gemacht? Und wie kann dies in der Bildungsarbeit, im Globalen Lernen und der BNE in Brandenburg thematisiert werden? Wie werden dabei soziale Folgen für die Menschen in Brandenburg aufgegriffen?
Inputs: Julia Wasmuth, Diakonisches Werk Teltow-Fläming, Faire Schule in Brandenburg // Diana Chico Alvarez, Landeskoordinatorin BREBIT - WS 3: Was tun? Praktisch werden in der Solidarität mit Menschen in der Ukraine und Geflüchteten aus der Ukraine sowie aus anderen Kriegs- und Krisenregionen?
Inputs: Netzwerk Neue Nachbarn Werder // Wir packen‘s an, Bad Freienwalde (angefragt)
14.45 Uhr Präsentation der Thesen und Fragen aus den Workshops für die nachfolgende Diskussion
15.00 Uhr Kaffeepause
15.15 Uhr Diskussion im Fishbowl-Format „Packen wir es an in Brandenburg!“
7 Sitze; davon 4 fest und drei im Wechsel
- Bettina Fortunato, Vorsitzende des Ausschusses für Europaangelegenheiten und Entwicklungspolitik des Landtages Brandenburg
- Dr. Irene Heuser, Leiterin des Referates „EU-Politik, EU-Recht, Entwicklungspolitik“, Ministerium der Finanzen und für Europa des Landes Brandenburg
- Abdou Rahime Diallo, Vorstandsvorsitzender, Netzwerk Migrantenorganisationen Brandenburg - NEMIB e.V.
- Uwe Prüfer, Landeskoordinator Eine Welt-Promotor*innenprogramm, VENROB e.V.
16:00 Uhr Ende und Abschied
Organisatorisches
Veranstaltungsort: Haus der Natur, Lindenstr. 34, 14467 Potsdam // Anfahrt: https://hausdernatur-potsdam.de/ueber-uns/anfahrt/
Anmeldung: Stiftung Nord-Süd-Brücken // Tel: 030 - 42851385 // info@nord-sued-bruecken.de
Auf Grund beschränkter Kapazitäten bitten wir um zeitnahe und verbindliche Anmeldung, spätestens bis zum 4. Oktober 2022.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.