Keine Kompromisse bei Menschlichkeit und Solidarität

Die Stiftung Nord-Süd-Brücken verurteilt die zu tiefst menschenverachtenden Massaker der Hamas an mehr als 1.300 israelischen Kindern, Frauen und Männern. Dieses Verbrechen an Menschen, die aus der Mitte ihres Lebens und dem Umfeld ihrer Liebsten gerissen wurden, reiht sich ein in die lange und fortwährende Geschichte von Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ohne Wenn und Aber sind diese abscheulichen Taten zu verurteilen. Jede*r weltweit, der/die dem Leben empathisch und solidarisch verbunden ist, darf hieran keine Zweifel haben. Wir, die Stiftung Nord-Süd-Brücken und alle dort engagierten Menschen, die seit knapp 30 Jahren Solidarität, weltweite Gerechtigkeit, Gleichheit und den Kampf gegen Patriarchat, Diktaturen und Rassismus/Antisemitismus fördern und finanzieren, sind in diesen Tagen mit unseren Herzen und unserer Empathie bei den Opfern, ihren Familien, den Überlebenden und israelischen Gemeinschaften. Deren Welt ist am 7. Oktober 2023 eingestürzt. Solidarität ist auch die Fähigkeit – über politische und positionelle Grenzen hinweg – das anzuerkennen und zu respektieren. Hier darf es keine Gleichgültigkeit, keine Häme, keine Relativierung geben, nur Empathie und praktizierte Menschlichkeit in Gesten der Solidarität.
Bei der Menschlichkeit und Solidarität wollen wir keine Kompromisse machen. Daher sind wir auch an der Seite der palästinensischen Bevölkerung im Gaza-Streifen, die nicht für die Verbrechen der Hamas verantwortlich ist. Sie werden dennoch seit Tagen fortwährend zu Zielen der israelischen Luftangriffe. Auch auf palästinensischer Seite führt das zu unermesslichem Leid, Verlust an Leben und Familienangehörigen, zu Trauer und Traumatisierung. Die Bombardierungen der zivilen Infrastruktur müssen sofort aufhören. Auch hier darf es keinen Zweifel an Mitgefühl und Menschlichkeit geben. Auch hier haben die Menschen den Anspruch auf unsere Solidarität und Unterstützung.
Von der Bundesregierung erwarten wir selbst in dieser komplexen und äußerst sensiblen Situation, dass sie bei ihren politischen und diplomatischen Anstrengungen beiden Gesellschaften und den dort lebenden Menschen gerecht wird. Menschenrechte sind unteilbar, überall auf der Welt! Wir erwarten von einer selbst proklamierten Werte-basierten, feministischen und intersektionalen Außen- und Entwicklungspolitik, dass sie genau jetzt diese Ansprüche einlöst und eine Menschenrechts-orientierte Politik in das Zentrum ihres Handelns stellt.
Über die unmittelbaren und gegenwärtig sehr notwendigen Anstrengungen hinaus, u.a. gilt es die israelischen Geiseln unversehrt zu ihren Familien zurückzubringen und die humanitäre Katastrophe in Gaza aufzulösen, geht es auch darum, auf beiden Seiten und in beiden Gesellschaften jene politischen und zivilgesellschaftlichen Kräfte zu stärken und zu unterstützen, die sich immer noch – entgegen aller destruktiven Dynamik der letzten Jahrzehnte – für eine nachhaltige Friedenslösung im Nahen Osten einsetzen.
Diese Kräfte, Initiativen und Projekte wird die Stiftung Nord-Süd-Brücken mit ihren Mitteln unterstützen und so zu einer gerechteren, friedlicheren und menschlicheren Welt beitragen. So wie wir es gegenwärtig auch in vielen anderen Regionen der Welt tun, wo Menschlichkeit und Solidarität auch tagtäglich – ohne Kompromisse – erforderlich sind.

Berlin, 19.10.2023
Stiftung Nord-Süd-Brücken